Mittwoch, 25. Mai 2011

Netzneutralität und Ausbaukosten

Der Betreiber eines Konzertsaales hat jeden Abend volle Hütte. Doch führt das dazu, dass die Toiletten ständig dreckig sind und die Bierreserven schnell leer. Daraufhin beschweren sich die Konzertbesucher beim Betreiber für die Zustände. Dieser winkt ab. Wären die Bands nicht so beliebt, kämen weniger Leute und die Zustände wären besser. Also sollen sich die Bands an den Kosten des Ausbaus beteiligen.

Wer es verpasst hat: es gab vermehrt Beschwerden, dass Youtube von einem Telekomanschluss arschlahm bezüglich der Geschwindigkeit mit der Videos geladen werden verbesserungswürdig ist. Auch ich kenne die Ladeanimation, die sich selbst bei fitzeligen 360p Videos zu keinerlei Reaktion bequemt. Und ja, auch ich nutze einen Anschluss der Telekom, der von der Bandbreite her locker für so kleine Filmchen reichen sollte.
Die Telekom hat das so erklärt: Youtube erzeugt auf einmal ungeahnt viel Traffic (Die größte Videoplattform im Netz erzeugt Traffig. Mensch, hätte ich doch nur Telekomaktien gekauft...). Da kann es schon mal langsam werden in den Abendstunden und so, sei auch bei andern Providern ganz normal und die Telekom somit kein Einzelfall und aus dem Schneider. Man will aber dennoch die Kapazitäten ausbauen. Sogar verdreifachen. 
Wow. Klingt erstmal nach viel und auch nach richtig schnell. 
Weiterhin denkt die Telekom darüber nach, Serviceklassen einzuführen und die Verursacher der hohen Netzauslastung an den Ausbaukosten zu beteiligen. 

Eine winzig kleine Ecke meines rationalen Denkapparates findet es logisch. Das Verursacherprinzip heranzuziehen klingt erst einmal gerecht und sinnvoll. Youtube wird von Google auch nicht aus karitativen Motiven betrieben, sondern bringt der Firma, neben Reputation, wohl auch einiges an Finanzmitteln ein.
Allerdings ist zu beachten, dass auch der Telekom an zufriedenen Nutzern gelegen sein sollte. Wenn ich meine 6.000er Leitung schon nicht ordentlich nutzen kann, warum sollte ich dann einen Gedanken an VDSL verschwenden? Ohne überspitzen zu wollen, selbst mit E-Plus EDGE macht Youtube oft mehr Freude als mit Telekom DSL.

Wie sich diese Situation entwickelt, werden wir demnächst sehen. Eine Reaktion der Contentanbieter steht noch aus. Wenn diese nicht auf das "Angebot" eingehen, dann wird es spannend.

Wird der Betreiber aus dem Anfangsbeispiel einlenken und selbst für Verbesserungen sorgen? Egal wie schnell der Getränkestand leer ist und gleichgültig wie dreckig die Toiletten sind, morgen kommen 98% der Besucher wieder. Da ist sich der Betreiber sicher. Denn die meisten haben ein Zweijahresabo.
Wir werden sehen, wo in zwei Jahren volle Hütte ist. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen