Donnerstag, 23. Juni 2011

Comicverfilmung: Die jungen Hüpfer im Kalten Krieg

Man könnte glatt denken, ich habe einen Hang zu Filmen die auf Computerspielen und Comics basieren oder generell nerdig oder trashig sind. Ganz falsch liegt man mit dieser Einschätzung jedenfalls nicht.
An dieser Stelle oute ich mich als großer Fan von Entstehungsgeschichten. Mich begeisterte die Spiderman-Werdung von Peter Parker, die (zweimalige) geistige und physische Verwandlung Bruce Waynes in Batman und auch die kleine Rückblende, wie Indiana Jones zu Hut und Peitsche kam. Gerade deshalb finde ich viel Gefallen an Comicverfilmungen mit ihren tragischen oder unfreiwilligen Helden und zahlreichen Gegenspielern. Alle haben Charakter, Hintergrund und eine Motivation. Diese Dinge zu erfahren fasziniert mich und macht die Figuren einfach kompletter.

Die X-Men-Verfilmungen waren für mich in dieser Hinsicht bisher nicht sehr befriedigend, nur Wolverine wurde bekam seinen großen Auftritt mitsamt Entstehungsgeschichte (auch wenn der Film eher solala war). Für die Mutationen an sich blieb die Erklärung einleuchtend, aber auch unspektakulär: Evolution.
Doch der neueste Teil "X-Men: Erste Entscheidung" (oder im Original besser und sogar zweideutig: "X-Men: First Class") schickte sich an die Gründung der X-Men und gleichzeitig auch die Charakterbildung der beiden Mutantensplittergruppenanführer Professor X und Magneto zu ergründen.
Dass der kleine Erik durch die Hölle der deutschen KZs musste und der junge Charles eher behüteten Verhältnissen entstammt ist seit dem ersten Film kein Geheimnis. Doch in First Class wird diese einfache Hintergrundgeschichte erweitert und mit Verbindungen nicht nur dieser beiden Figuren untereinander ausgeschmückt. So entspinnt sich zwischen den jungen Mutanten eine Geschichte um Selbstfindung, Vertrauen und Überzeugungen.
Wie in jeder guten Geschichte ist schwarz nicht immer tief schwarz und ein weiss ähnelt teilweise verblüffend einem hellen grau. Nicht vergessen: selbst Darth Vader war nicht nur der Böse.

Ich denke meinen schwärmerischen Ausführungen kann man entnehmen, dass ich von der Story angetan war. Eingebettet waren die Gefährten- und Wegfindungen der Jungmutanten in die Kuba-Krise des Kalten Krieges, was dem ganzen noch einen Tick mehr Würze verliehen hat.
Es waren auch genug "Insider" vorhanden um dem ambitionierten Fan und Filmkenner Schmunzler zu entlocken (auch wenn ich mich grad in einer dafür prädestinierten Szene dummerweise mit meinem Sitznachbarn unterhalten habe).
Auch die Schauspieler waren nicht ohne, allen voran Magneto (Michael Fassbender). Zerrissenheit, Mitgefühl erzeugend und einfach ne geile Leinwandpräsenz. Aber er hatte auch irgendwie die coolste Rolle. Kevin Bacon als böser Nazi Arzt war standard, der kann das eben echt gut, so ein richtiges Ars***** spielen. James McAvoy als Prof. X war ok, auch wenn ich bei ihm immer an seinen Charakter in "Wanted" erinnerte wurde. Hätten vielleicht die Frisur ändern sollen. Naja, kommt ja noch.

"First Class" war kein Film, der mit Spezialeffekten geprotzt hat und, Gott sei Dank, auch kein 3D-Film. Aber dennoch; die Effekte die drin waren, waren einwandfrei. Einige Szenen waren einfach nur Zuckerguss. Klasse statt Masse. Gerne mehr Filme nach dem Motto.

Jetzt könnte ich noch ein wenig nörgeln, zum Beispiel über die Kräfte vom sinnlosen Storm-Verschnitt und der Libelle, aber ich halte mich als jemand der noch keinen einzigen Comic der Serie gelesen hat auf diesem Gebiet mal vornehm zurück.
Stattdessen gebe ich dem Film vier von sechs Wolverine-Klingen. Klare Empfehlung.

P.S.: Wer noch nicht überzeugt ist, hier der Trailer.



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